Für einen würdigen Abschied
Ihre Trauerrednerin Natalie Reisenbüchler
in Bensheim für die Bergstraße, den Odenwald und darüber hinaus
— Von mir, für Sie
Was ich anbiete
— Über mich
Es war ein Samstag,
der 4. Oktober,…
…als ich in Mannheim das Licht der Welt erblickte. Nach dem Abitur zog es mich zum Radio. Dort absolvierte ich ein Volontariat und landete schließlich als Moderatorin der Morgensendung vor dem Mikrofon. Die Leidenschaft, gedanklich Bilder zu malen und was mich bewegt, in Worte zu packen, ist bis heute meine Berufung.
Meine Lieblingsbücher sind schon immer Autobiografien gewesen. Was habe ich oft gestaunt über so viel Mut, Kampfeswillen und unermüdliche Hoffnung! Unglaublich, was manche Menschen in ihrem Leben zu erdulden hatten. Mir wurde beim Lesen klar: Es gibt nicht eine Krankheit, nicht einen trüben Gedanken, nicht ein hartes Schicksal, das nicht bereits zuvor erlebt, gedacht und ertragen worden ist. Es wiederholt sich immer wieder. Nur eben anders. Und nur ich weiß wie sich meine eigene Trauer und mein eigener Schmerz anfühlen, denn keiner läuft in meinen Schuhen.
Einerseits haben mich die Leiden der Menschen, über die ich gelesen habe, tief bewegt. Andererseits fand ich es tröstlich zu erkennen, dass das Schicksal jeden trifft – egal, ob Schauspieler, Politiker oder den Menschen von nebenan. Meine Mutter hat mir vor vielen Jahren folgenden Spruch ins Poesiealbum geschrieben: „Ob Dich ein Stein zermalmt oder auf Hochglanz poliert, hängt davon ab, aus welchem Stoff Du gemacht bist.“ Diese Einstellung habe ich oft wiedergefunden in den Autobiografien. Daraus konnte ich Kraft schöpfen für meine ganz eigenen Dramen und Schicksalsschläge.
Ich habe die Hoffnung und die Lebensfreude auch sehr gerne weiterverbreitet. Als gelernte Hörfunkredakteurin und Moderatorin hatte ich seit Anfang meiner 20iger jahrzehntelang Gelegenheit dazu. Ich hatte immer großes Publikum vor dem Radio-Mikrofon, später auch vor der Fernsehkamera und auf Bühnen bei Veranstaltungen.
Vor ein paar Jahren hat mich das Schicksal in Richtung Tod und Sterben gespült. Durch meine Ausbildung zur Sterbebegleitung von Kindern und Jugendlichen habe ich tiefe Eindrücke darüber gewonnen wie wertvoll ein würdiger, liebevoller Abschied ist. Durch die Zeit, die wir uns dafür nehmen, entstehen heilige Räume wie wir es genannt haben. Nicht selten haben wir Menschen Angst vor diesem intensiven Abschied. Doch ich habe noch nie erlebt, dass jemand bereut hat, es getan zu haben. Im Gegenteil: die Erfahrung war eher tröstlich und heilsam, einfach rund. Trauer kommt in Wellen. Jeder Mensch trauert unterschiedlich und jeder Mensch legt den Zeitpunkt selbst fest, wann er trauert und wieviel. Fest steht aber: Die Trauer kommt! Sie lässt sich nicht verdrängen. Ein würdiger, ehrlicher Abschied mit genügend Raum kann ein erster vorsichtiger Schritt sein. Dabei möchte ich sehr gerne unterstützen und bin dem Schicksal für diesen Wink von Herzen dankbar.